Wildbienenvortrag beim OGV Dreieichenhain

Der OGV lud Mitglieder und Interessierte am 1. Februar zum Vortrag mit dem "Wildbienenpapst" Dr. Paul Westrich ein, und mehr als 150 Gäste füllten den Veranstaltungsraum der Fa. Baustoff Gerhardt bis zum letzten Platz.

Er berichtete eingangs,dass es in Deutschland über 560 Wildbienenarten gibt. Anders als die Honigbienen leben die meisten Wildbienen nicht in größeren sozialen Einheiten, sondern als Einzelgänger. Sie werden deswegen auch als Solitär- oder Einsiedlerbienen bezeichnet. Mehr als 400 Arten bauen ihre Nester eigenständig, 135 Arten parasitieren an anderen Wildbienenarten und sparen sich das eigene Nest. 75 Prozent aller Wildbienenarten nisten im Boden, der Rest sucht sich Pflanzenhalme, nutzt Fraßgänge von Käfern im Holz, oder nagt, wie z.B. die fast 3 cm. grosse Holzbiene, ihre Gänge selbst meist in Totholz. Dies schafft die kleinste unserer Wildbienen, die nur 3-5 mm große Sand-Steppenbiene allerdings niemals. Sie lebt in Sandgebieten in selbstgegrabenen Bodennestern an sehr vegetationsarmen Stellen.

Die Lebensräume der Wildbienen umfassen also Geländeausschnitte sehr unterschiedlicher Größe und Komplexität. Da Nistplatz und Nahrungsraum oft räumlich nicht zusammenfallen, ist deren räumlicher Verbund ausschlaggebend für eine Vielzahl von Arten. Eine Besonderheit wurde extra erwähnt. Wie auch bei vielen anderen Insektenarten gibt es unter den Wildbienenarten einige, die sich auf einzelne Pflanzenfamilien bei der Aufnahme von Pflanzenpollen und Nektar spezialisiert haben. So z. B. die Zaunrüben-Sandbiene oder auch die Natternkopf- Mauerbiene die speziell nur diese Pflanzen anfliegen. So erklärt sich auch, dass viele der Wildbienenarten sich in den letzten Jahrzehnten in ihrem Bestand stark dezimiert haben, regional sogar verschwunden sind oder sogar ganz ausgestorben sind. Mit dem Verschwinden der Pflanzen aus unserer Kulturlandschaft, verschwinden auch die Insekten. In dem Vortrag wurden einmalige und sehr beeindruckende Bilder und Filmsequezen vom Nestbau, Eiablage und Blütenbesuche gezeigt. Ganz hervorragend war das Foto mit Brutzellen der Gerhörnten Mauerbiene, oder die Luzerne Blattschneiderbiene die vor der Eiablage in der Brutröhre einen Purzelbaum machte. Was aber kann man persönlich tun?

Die besten Nisthilfen und ein noch so blütenreicher Garten ersparen bzw. ersetzen nicht die Schutzmaßnahmen in der freien Landschaft. Warum? Viele Arten der Wildbienen können aufgrund ganz spezieller ökologischer Ansprüche nicht im Wohnumfeld des Menschen existieren. Arten mit einer Bindung an ganz bestimmte Lebensräume können nur erhalten werden, wenn Trockenrasen, Magerwiesen, Dünen, Sandheiden, Felsfluren und Schilfröhrichte geschützt und sachgerecht gepflegt werden.Sehr sinnvoll und nützlich ist es, gerade auf unseren Streuobstwiesen, spät zu mähen damit sich die Blühpflanzen auch entwickeln können, und danach das Schnittgut abzufahren. Ein lautes Ahhhhhhhhh ging durch den Zuschauerraum als Herr Westrich ein Bild mit einer herrlich blühenden Blumenwiese zeigte. Aber, viele im Handel befindliche Mischungen sind aus Sicht unserer Insekten aber reine Mogelpackungen. Der Schwerpunkt liegt fast ausschließlich auf dem Show-Effekt der Blüten, nicht auf dem ökologischen Nutzen. Zu diesem Zweck werden viele Pflanzenarten mit gefüllten Blüten verwendet, bei denen die Pollen produzierenden Staubblätter zu sterilen Blütenblättern umgewandelt sind. Derartige Blüten locken Insekten zwar an, bieten dann aber keinerlei Pollen. Er empfiehlt Blühmischungen zu verwenden die heimisch sind. Jeder hat zudem die Möglichkeit in seinem Garten, auf der Terasse oder auch auf dem Balkon Blumen zu pflanzen die unseren kleinen Nützlingen die Lebensbedingungen verbessern helfen. Geeignete Sorten sind u.a. Krokus, Primel, Fette Henne, Glockenblume, Eisenhut, Aster, Christrose und der öfters im Vortrag erwähnte blaublühende Natternkopf.